Eva

Mit einer Stimme, die fragil und gleichzeitig unglaublich stark ist, singt EVA von kleinen und großen Momenten des Lebens
selten hat man soviel Spielfreude und Spaß auf der Bühne erlebt

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Sky Wide open playlist

Try to fly

The Horizon

Midst of it all

Discography
  • 2003
    Imported
  • 2010
    Bittersweet Session
  • 2012
    Sky wide open

// Biography

"Ok - let's do it", waren die Worte, die den Grundstein für das dritte Album von EVA legten. In einer multimedialen Zeit mit ungeahnten Möglichkeiten der Vernetzung unterschiedlicher Talente und technischer Neuerungen, besann sich die Sängerin auf das Wesentliche: Songs, Hingabe und eine inspirierende Atmosphäre. Es brauchte also nicht viel: ein paar Musiker, die gern miteinander spielen, neugierig sind aufeinander, und dabei gut genug, um auch mal mit zwei, drei Takes auszukommen. Es brauchte ein kleines, aber feines Studio, das diese Qualität auch zum Klingen bringt und diesmal in Udine im Nordosten Italiens gebucht wurde. Und es brauchte natürlich ein Dutzend neue Songs, die unmittelbar wirken und doch lange nachhallen. Das neue Album "Sky Wide Open" ist das Reifezeugnis einer modernen Frau, die angekommen und geerdet ist - und sich trotzdem die Möglichkeiten nicht nehmen lassen will, auch noch mal richtig abzuheben.

Warum die Wahl-Hamburgerin aus New York ausgerechnet in der hübschen Provinzmetropole der historischen Landschaft Friaul gelandet ist? Ein befreundeter Schlagzeuger hatte ihr das Studio von Stefano Amerio (Tingvall-Trio u.a.) empfohlen, dessen Sound-Feinschliff bereits für eine Grammy-Nominierung gut war. Es ist abgelegen genug, um für drei, vier Tage die volle Konzentration aufs Projekt zu garantieren. Andererseits lockten nach getaner Arbeit - nur eine knappe Autostunde von Udine entfernt - auch die Gondeln und Kanäle von Venedig. Die perfekte Mischung also, um "die Jungs mal raus aus New York zu kriegen", wie EVA lachend erzählt. Die Reise nach Italien traten fast dieselben Musiker an, die 2009 in ihrer alten Heimat bereits dem Vorgänger "Bittersweet Sessions" ein warmes, akustisches Gesicht gegeben hatten. Am Schlagzeug saß wieder Doug Yowell (Donna Lewis, Suzanne Vega, Duncan Sheik), ihr alter Freund Fontaine Burnett (Wynton Marsalis, Orange Blue, Joy Denalane, Marla Glenn) zupfte den Bass, und Multiinstrumentalist Kevin Bents (Westernhagen, Steely Dan, Spin Doctors) produzierte. Neu dabei war Ari Hest: Der New Yorker Songwriter hatte spätestens 2008 aufhorchen lassen, als er unter dem Projekttitel "52" über ein Jahr jede Woche einen neuen Song via e-mail an seine zahlende Fan-Gemeinde brachte. Hier nun ist Hest als Duett-Partner und Harmonie-Sänger in "The You I Thought I Knew" und "Down By The Wayside" gleich ganz präsent, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, mit dieser Stimme, die tatsächlich wie eine warme Umarmung anmutet.

Natürlich hat auch diese EVA eine Geschichte vor Udine. Und die geht - ganz kurz - so. Junge US-Amerikanerin kommt als Model nach Europa. Verliebt sich in Hamburg in den Mann, mit dem sie jetzt immer noch verheiratet ist. Und stellt zwischendurch fest, dass die geliebte Musik irgendwann auf der Strecke geblieben ist. Die Musik eines Mädchens, das damals Geige spielen musste und doch eigentlich immer nur singen wollte (und bei den starken Melodien, die sie heute singt, doch glatt immer noch von der Geige damals profitiert). Aber das muss(te) ja nicht so bleiben, mit der Musik auf der Strecke. Zumal dieser Mann die Musik seiner Frau zu seinem "Lieblingsprojekt" (EVA) erklärt hat. Für eine Songschreiberin, die "immer und viel zu viel" schreibt (und inzwischen auch Kinderlieder für den Englisch-Unterricht), ist er so ihr erster und wohl auch schärfster Kritiker geblieben. Auch - oder vielleicht gerade - dann, wenn sie ihm jetzt in "All Is Well" den alltäglichen Spiegel vorhält. "Ja", nickt EVA, "diesen Song hab ich für ihn geschrieben. Und ich dachte, er wollte das nicht hören, weil es zu schwer für ihn wäre. Aber er findet's gut, weil es einen Nerv trifft. Diese typische Midlife-Geschichte: Man kämpft und stresst sich - und übersieht dabei, dass doch eigentlich alles ganz gut ist."

Andere Songs auf "Sky Wide Open" treffen ebenfalls so einige Nerven. Den einer gnadenlos vernetzten Zeit beispielsweise, wenn EVA im atemlosen Kommunikationskarussel von "Many Faces" alte Vertrautheit(en) aufspürt. Den Nerv überforderter Teens an der Schwelle zum Erwachsenwerden, die sie in "Try To Fly" ermutigt, jenseits von Druck und Erwartung aus sich heraus zu gehen. Aber auch den Nerv gestandener Erwachsener bar jeder Illusion, die ein bisschen mehr wollen als gängige Frau- trifft/verlässt-Mann-Romantik und dem Wesen der Liebe in "Midst" und "Hey Love" auf die Spur kommen können.

Auch "Down By The Wayside", "Happy" und "Another Saturday" sind Songs, deren Leichtigkeit und Anmut allzu schnell darüber hinwegtäuschen könnte, dass es hier durchaus gewichtig zur Sache geht. Aber, sagt EVA, "ich will die Leute nicht runterziehen, wozu?" Eine gute Frage. Und eine nahe liegende für eine Frau, die mitten im Leben steht und sich nicht mehr anmaßen möchte, marktschreierisch den Lauf der Welt beeinflussen zu können. Die aber liebevoll und genau auf die Welt zu ihren Füßen und vor ihrer Haustür schaut - und dabei gerade dort das findet, was doch wieder alle angeht.

Zum Schluss von "Sky Wide Open" sagt EVA "So Long" - und verdichtet darin auch ihre ganze Exil-Erfahrung. Was es heißt, geliebte Menschen nicht mehr alltäglich um sich zu haben, sondern nur noch zwei, drei Mal im Jahr. Was es heißt, loszulassen, wenn auch nie so ganz. Klar, wenn sie Konzerte hier in Deutschland spielt, lässt sie sich in der Regel von lokalen Musikern begleiten. Und die sind natürlich auch gut. Aber ganz dasselbe kann es doch nicht sein. "Ich pflege immer noch diese Verbindung zu den Jungs aus New York", erläutert EVA, "weil die ganz einfach verstehen, wo ich musikalisch herkomme. Denn die haben damals dieselben Sachen im Radio gehört wie ich. Und ich weiß das inzwischen sehr zu schätzen, dass wir diese Zeit miteinander haben können." Man sieht sich also bestimmt wieder (wenn es mal wieder nicht so viel braucht).


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